Tagtäglich werden wir mit Werbeanzeigen verschiedenster Hochzeitsfotografen bombardiert. Und was sollen wir sagen? Sie gleichen teilweise wie ein Ei dem anderen und man reibt sich verwundert die Augen. Will denn kein Fotograf mehr anders sein als andere?
Meist beginnen sie mit der inhaltslosen Frage „Du planst eine ungezwungene, authentische und natürliche Hochzeit?“ — Was soll das denn sein? Wann ist eine Hochzeit denn ungezwungen? Etwa wenn die Gäste in Jogging- oder Badehose kommen? Und was ist eine authentische Hochzeit? Wenn man dem Brautpaar abkauft, sich wirklich zu lieben? Und wahrscheinlich ist die Hochzeit auch dann nur natürlich, wenn sie im Grünen stattfindet. Garniert werden die Texte ab und zu sogar noch mit Fotos aus Styled Shooting — Chapeau!
Auch wir mögen keine übertrieben inszenierten Fotos und versuchen stattdessen, die Hochzeit als Art Reportage einzufangen und eins zu eins widerzuspiegeln. Aber hier und da gehören eben auch mal inszenierte Posen dazu, beispielsweise beim Brautpaar-Shooting. Oder will jemand wirklich behaupten, das Foto, auf dem sich die Braut an die Brust ihres Bräutigams schmiegt, sei zufällig und „ungezwungen“ entstanden? Das Bild des Bräutigams mit seinen besten Kumpels ist natürlich auch ein authentischer Schnappschuss, schließlich stehen die Jungs häufiger mal aufgereiht nebeneinander und rauchen Zigarre.
Hin und wieder wird sogar noch einer draufgesetzt. Von ehrlichen und unkonventionellen Fotos ist dann die Rede. Kann eigentlich jemand die Frage beantworten, was ein ehrliches Foto sein soll? Ist dann nicht schon jede Form von Retusche ein unehrliches Foto? Und Hand auf’s Herz, wie viele Fotografen gibt es auf der Welt, die wirklich Hochzeitsfotos machen, die man noch nirgends gesehen hat, die also unkonventionell sind? Ist eine Luftaufnahme in einer Zeit, in der Einsteiger-Drohnen für jedermann bezahlbar sind, wirklich noch so ausgefallen? Wir glauben nicht.
Bei unserer eigenen Hochzeit haben wir bemerkt, dass statt inhaltsleerer Versprechungen viele andere Dinge zählen. Wichtig ist ein Fotograf, der so nah wie nötig, aber so unauffällig wie möglich agiert. Er soll das Brautpaar nicht zusätzlich Nerven kosten und beruhigend wirken. Er muss ein Gespür für den richtigen Moment haben, vorausschauend arbeiten und Emotionen gekonnt festhalten. Kurz gesagt: Er muss die Stimmung des Tages mit seiner ihm eigenen Handschrift einfangen, um dem Brautpaar bleibende Erinnerungen zu schaffen. Auch das ein oder andere inszenierte Foto ist da kein Widerspruch.
Ob die Fotos dann authentisch, ehrlich, natürlich, unkonventionell oder ungezwungen sind, liegt im Auge des Betrachters. Wir als Foto- und Videografen sind uns aber sicher, dass eure Wünsche und Vorstellungen, gepaart mit unserer Erfahrung und Kreativität, mehr wert sind, als eine Aneinanderreihung von Floskeln.